Rundfunksender in Bayern



 
Ismaning, Oberbayern
Ein Nachruf
 

Bilder vom Mai 2008, Juli 2010 und Oktober 2012

Zur Geschichte des Standorts.



Das rot umrandete Gebiet kennzeichnet das ursprüngliche Gelände der Sendestation, auf dem die Rhombusantennen für Kurzwelle aufgestellt waren. Westlich der Senderstraße (links davon) ist das Gelände auch heute noch umzäunt.
Die Anlage auf einer Luftaufnahme vom August 2005:
  1. Sendergebäude
  2. MW-Sendemast des BR (801 kHz - 2017 gesprengt)
  3. ehem. AFN-Sendemast von 1947 (2006 rückgebaut zum Träger für Richtfunkantennen)
  4. UKW-Sendemast (2010 durch neuen Mast weiter südwestlich [links]ersetzt)
  5. Kurzwellendipol (2011 abgebaut)
  6. Quadrantantenne für Kurzwelle (2011 abgebaut)
  7. ehem. MW-Antenne für AFN (1107 kHz -  Reserve für 801 kHz - nordöstlicher [rechts] Mast 2010 abgebaut, südwestlicher Mast 2014 abgebaut)
  8. ehem. Sendergebäude der IBB (Voice of America)
  9. ehem. MW-Richtantenne der IBB für 1197 kHz (Ende 2005 abgebaut)

Mittelwellenantenne des BR (1969 bis 2017)


1968 wurde dieser 171,5 m hohe Sendemast errichtet. Um die Abstrahlverhältnisse bei Tag- und Nachbetrieb auf der damals genutzten Frequenz 1602 kHz optimal gestalten zu können, besitzt der Mast drei voneinander isolierten Teilstücke (Isolatoren in 56 m und 117 m Höhe deutlich an den Verdickungen zu erkennen). Durch das Fehlen anderer starker Sender konnte auf 1602 kHz eine phänomenale Nachtreichweite erzielt werden. Tagsüber sollte mit 300 kW, nachts mit 600 kW gesendet werden. Da jedoch Beeinträchtigungen schwacher Sender auf den Nachbarfrequenzen auftraten, musste die Leistung nachts auf 370 kW gedrosselt werden.
1978 verlor der Bayerische Rundfunk im Zuge des Genfer Wellenplanes die Frequenz 1602 kHz. Bei der Umstellung auf 801 kHz ergab sich wieder das alte Problem mit dem Gleichkanalsender Leningrad. Um nachts mit 600 kW senden zu können, wurde in Lage 35° und 90 m vom Rohrmast entfernt ein 71 m hoher Gittermast aufgestellt, der nachts als Sekundärstrahler eine Phasenverschiebung zur Ausblendung Richtung Nordost ergab. Bei 300 kW-Betrieb war bereits kein Einzug mehr gefordert und erst recht nicht nach Erneuerung durch einen 100 kW-Sender 1994. Der Reflektormast wurde daher 1999 abgebaut.

Da nach Einstellung des MW-Sendebetriebs durch den BR am 30.09.201
5 keine anderweitige Verwendung mehr abzusehen war und dringende Sanierungsmaßnahmen anstanden, wurde der 110 Tonnen schwere Mast am 21.06.2017 um 16:45 Uhr gesprengt. Schon 2016 wurden die Abstimmgerätschaften im Antennenhaus am Mastfuß demontiert und wanderten ins Rundfunkmuseum Cham.


Abstrahlcharakteristik für die ehemals benutzten 1602kHz.
Links: geknickte Stromverteilung (oben) zur Unterdrückung der
Steilstrahlung (unten) im Nachtbetrieb; rechts: teilweise unterdrückte Stromverteilung (oben) zur Erzeugung maximaler Horizontalstrahlung
(unten) im Tagesbetrieb.

Schema der drei voneinander isolierten Teilstücke. Gesamthöhe des Mastes 171,5 m; Isolatoren in 56 m und 117 m Höhe. In der Realität wird der Innenleiter durch die Leiter gebildet, die zum Besteigen des Mastes notwendig
ist.


 


 


 


 


 


 


 


An der Spitze des MW-Sendemastes befindet sich eine Sendeantenne für DAB, die von 1998 bis 2010 benutzt wurde.


Blick zur weiter südlich stehenden früheren AFN-Antennenanlage (linker Mast 2010, rechter Mast 2014 abgebaut).
 

Ehemaliger AFN-Sendemast (seit 1947; heute Richtfunkmast)


Ende 1947 wurde für das AFN-Programm ein 125 m hoher abgespannter Gittermast mit Dachkapazität errichtet. 1969 wechselte AFN auf die wegen des neuen 171,5 m-Rohrmastes vom BR nicht mehr benötigte Zweimastanlage im Süden des Geländes. Die Dachkapazität wurde abgebaut und Mast auf 105 m gekürzt. In der Folge diente der Mast als Reserve.


2007 wurde der Mast für die Nutzung als Richtfunkmast auf 70 m gekürzt und geerdet.
 

Ehemalige AFN-Mittelwellenantenne (1951 bis 2014)


Zwei weitere selbst strahlende, abgespannte Stahlgittermaste, je 94 m hoch, wurden am 20. November 1951 als Richtstrahlantenne für den Nachtbetrieb des BR auf 800 kHz in Betrieb genommen. Man musste nämlich nachts eine Ausblendung des Signals gegenüber dem Sender Leningrad vornehmen. Nach Inbetriebnahme des neuen 171,5 m-Sendemastes 1969 wurde die Anlage vom BR an AFN-Munich übergeben . AFN stellte 1992 den Betrieb ein. Danach diente die Anlage als Reserve für den BR. 2010 wurde der nordöstliche Mast (im Bild links) abgebaut, 2014 folgte der südwestliche Mast (rechts).


 

Kurzwellen-Dipolantenne (1976 bis 2011)


2 je 35 m hohe Masten mit dazwischen gespanntem Dipol für Abstrahlungen im 49m-Band. Die Anlage wurde 1976 errichtet und 2011 abgebaut.
 

Kurzwellen-Winkeldipolantenne (1980 bis 2011)


3 je 55 m hohe Masten mit Winkeldipol (2 um 90° gewinkelt angeordnete Reusenantennen). Der Vorteil gegenüber der Dipolantenne besteht in der annähernden Rundstrahlung. Die Anlage wurde 1980 errichtet und hatte 2 übereinander angebrachte Winkeldipole, wovon der obere einige Jahre später wieder entfernt wurde. Nach Einstellung der Kurzwellenausstrahlungen in Ismaning am 1. Oktober 2010 wurden die Antenne 2011 abgebaut.


 


 


 


Im Vordergrund links die Anspeisung, die als Koaxialkabel zunächst unterirdisch verläuft und dann oberhalb des Erdbodens in eine lange Anpassleitung übergeht.

Alter UKW-Sendemast  (1976 bis 2011)


Der 103 m hohe UKW-Mast wurde 1976 errichtet. Dafür wurden Mastteile aus den 1950er-Jahren verwendet. Wegen altersbedingter Korrosion entstand 2010 ca. 100 m entfernt ein neuer 210 m hoher Sendemast und nach Übernahme der Abstrahlungen durch den neuen Mast 2011 wurde der alte Mast abgebaut.


 

Neuer UKW-Sendemast  (2010 errichtet)


Der neue 210 m hohe UKW-Sendemast wurde zwischen Mai und Dezember 2010 errichtet. Die Inbetriebnahme erfolgte am 3. Dezember 2010. Während vom alten Mast alle Programme aus 100 m Höhe ausgestrahlt wurden, können am neuen Mast "BR Klassik " und neu "Radio Arabella" aus 190 m Höhe abgestrahlt werden. Die Sendeantennen der übrigen Programme sind zur Vermeidung von Störungen wieder in 100 m Höhe montiert.


An diesem Mast befinden sich überdies Antennen für DVB-T (Mastspitze) und DAB (unterhalb der oberen UKW-Antennengruppe).
 

Ehemaliger Mittelwellen-Holzturm (1934 bis 1984)


Am Gelände steht noch das Abstimmhaus der früheren an einem Holzturm befestigten Mittelwellenantenne. Oben rechts ist der Isolator zu sehen, von dem der vertikale Antennendraht zur Mastspitze gespannt war.
Bei der Inbetriebnahme des ersten Senders in in Ismaning gab es eine  T-Antenne, die an zwei frei stehenden Türme von 115 m Höhe aus dem besonders witterungsbeständigen Holz amerikanischer Pechkiefern angebracht war. Das Signal des Senders Ismaning war jedoch während der Nachtstunden besonders von Nahschwundstörungen betroffen. Eine Möglichkeit zur Beseitigung dieser Störungen war eine vertikale Dipolantenne, die in einer bestimmten Höhe über Grund angebracht werden musste. Da die beiden Antennentürme dafür zu niedrig waren, entstand 1934 aus den beiden Holztürmen ein einziger Turm mit 156 m Höhe (mit Spitze 163 m). Darin war der so genannte Höhendipol angebracht. Diese Antenne war bis zum 3. März 1966, zuletzt tagsüber für 800 kHz, in Verwendung und wurde nach Inbetriebnahme des neuen 171,5 m-Sendemastes 1969 abgebaut. Bis 1977 wurde der Holzturm als Träger für UKW-Antennen genutzt. Da die Holzkonstruktion infolge der Alterung des Holzes immer instabiler wurde und eine Sanierung des denkmalgeschützten Bauwerks einen Neubau mit frischem Holz bedeutet hätte, wurde der Turm am 16. März 1983 gesprengt.


Modell des alten Holzturms im Sendegebäude in Ismaning.
 

Ehemalige Mittelwellenanlage der "Voice of America" (1965 bis 2007)


Bereits 1949 ging in Ismaning ein 150 kW-Mittelwellensender für die "Voice of America" auf 1196 kHz in Betrieb. 1965 wurde ein neuer MW-Sender mit 300 kW in Betrieb genommen. Die Antenne (4 Türme zu je 120 m, Vorzugsrichtungen 60, 115 und 240 Grad, oder Rundstrahlung über einen Mast) wurde Mitte der 1990er Jahre überholt. Die 4 Masten der Anlage konnten so geschaltet werden, dass eine ausgeprägte Richtwirkung entstand und die Senderleistung von 300 kW auf eine effektive Strahlungsleistung von ca. 1500 kW in die Senderichtung gesteigert werden konnte. Ab 1978 wurde auf 1197 kHz gesendet. 1995 erfolgte die Erneuerung des Senders (300 kW Halbleitersender THOMCAST TMW 2300-S7). Nach Aufgabe der Sendungen der "Voice of America" mit Zielgebiet Mittel- und Osteuropa wurde die Anlage im März 2007 demontiert.

letzte Änderung: 24.06.2017

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