Radiogeschichte Österreichs
 

über die sendetechnische Entwicklung des Rundfunks in Österreich.




Der "Zwischensender" Klagenfurt

Die erste Sendeanlage in Klagenfurt-St. Peter, heute die Windisch-Kaserne des Österreichischen Bundesheeres.
Bildquelle [2]
Klagenfurt kam schon sehr früh zu einem eigenen Sender. Ausschlaggebend dafür dürfte gewesen sein, dass man für den Sender Unterkunft in einer Kaserne erhielt, in dem auch Funkabteilungen existierten. Damit waren die technischen Voraussetzungen ideal. Die RAVAG mietete 1927 einen Teil des Kasernenareals.

Doch schon am 14. November 1926 erfolgten erste Versuchssendungen auf 1100 kHz und am 12. Februar 1927 wurde der offizielle Programmbetrieb aufgenommen. Anfänglich wurde mit 500 Watt über eine zwischen 2 Masten aufgehängte T-Antenne gesendet.

Die Programmzuführung aus Wien erfolgt wie in Graz mittels so genannter leitungsgerichteter Hochfrequenztelephonie, wobei ein hochfrequentes Radiosignal als "Gleitwellen" einer Freileitung folgt. Wegen der sehr langen Zuführungsstrecke kam es zu häufigen Störungen und Ausfällen. In Bruck an der Mur wurde daher eine Hochfrequenz-Verstärkerstation errichtet, die am 30. Januar 1928 in Betrieb ging und die Programmzuführung für die Sender Graz und Klagenfurt wesentlich zuverlässiger machte.

Mit Inkrafttreten des Brüsseler Wellenplanes am 13. Januar 1929 wurde die Frequenz auf 662 kHz und nach dem Luzerner Wellenplan am 15. November 1934 auf die Gemeinschaftsfrequenz (mit Linz-Freinberg) 1294 kHz geändert. Nun war auch ein Leistungserhöhung möglich, die durch einen neuen Sender, der 4,2 kW Ausgangsleistung besaß, Anfang Oktober 1934 erfolgte.

Nach dem "Anschluss" an Nazi-Deutschland im März 1938 strahlte Klagenfurt gemeinsam mit Graz auf 886 kHz das Programm des "Reichssenders Wien" aus. Mit der Inbetriebnahme des Senders Graz-Dobl am 22. Februar 1941 wechselten Graz-St. Peter und Klagenfurt-St. Peter auf 1285 kHz. Diese Frequenz wurde "Ostmärkische Gleichwelle" genannt, wobei zusätzlich insgesamt 10 Kleinsendern von je 100 W Leistung auf dieser Frequenz betrieben wurden. Die Kleinsender wurden von der "Deutschen Reichspost" in größeren Orten der Steiermark (Bruck/Mur, Eisenerz, Judenburg, Leoben, Mürzzuschlag), Kärntens (Kötschach, Radenthein, Spittal/Drau, Villach) und Osttirols (Lienz), das damals zu Kärnten gehörte, errichtet, welche durch die beiden Hauptsender in Graz und Klagenfurt nur ungenügend versorgt werden konnten.


Lageskizze des alten Senderstandortes Klagenfurt-St. Peter auf dem Gelände der Windisch-Kaserne. Rot die Lage der Sendeantenne zwischen den beiden Masten, Blau ein Orientierungspunkt an einem Gebäude.
 

Zwischen 1945 und 1954 wurde das Programm der "Sendergruppe Alpenland" (britische Besatzungszone) gesendet, wobei der Sender schon vor 1945 auf 7 kW und 1947 schließlich auf 15 kW verstärkt wurde. Nach dem Kopenhagener Wellenplan, der am 15. März 1950 Gültigkeit bekam, erhielt Klagenfurt-St. Peter gemeinsam mit Graz-St. Peter die Frequenz 719 kHz zugewiesen, welche sich bald als völlig unbrauchbar erwies, als hier ab 1. Mai 1951 ebenfalls "Radio Free Europe" aus Holzkirchen bei München mit der zehnfachen Leistung zu senden begann. Man wechselte daher zunächst auf 728 kHz, 1952 auf 836 kHz, 1953 aber wieder auf 728 kHz, wobei es bis zur Betriebseinstellung 1977 blieb.

Ab August 1950 strahlte die "Sendergruppe Alpenland" auch ein 2. Programm aus, jedoch nur über einen. 200 W-Sender in Klagenfurt, der auf 1311 kHz, etwas später auf 1304 kHz und schließlich auf 1313 kHz betrieben wurde, als am 23. November 1953 ein gemeinsames 2. Programm des "Österreichischen Rundfunks" über die Sender Wien, Graz und Klagenfurt ausgestrahlt wurde.

Ab den 6. September 1953 fanden über die Sender Wien-Kahlenberg (99,9 MHz 10 kW) und Klagenfurt-St. Peter (93,0 MHz 1 kW) die ersten regulären UKW-Sendungen statt. Die Sendeantenne in Klagenfurt war an der Spitze des 120 m hohen Mittelwellensendemastes angebracht. Wegen der unzureichenden Tonqualität der Telegraphieleitungen kam das Programm auf Tonbändern nach Klagenfurt, wo diese zeitgleich mit Wien abgespielt wurden.

Am 22. Januar 1954 wurde die "Sendergruppe Alpenland" dem am 19. Mai 1953 gegründeten Österreichischen Rundfunk übergeben.


Das 1953/54 errichtete Sendergebäude unmittelbar am Ufer des Wörthersees. Heute beherbergen die Gebäude eine Dienststelle der Polizei sowie das Klagenfurter Kinomuseum und sind dicht mit Wald umgeben.
 

Auf der Südseite des ehemaligen Sendergebäudes sind noch die Ausgänge der Speiseleitungen zu den beiden Sendemasten zu sehen. Die Speiseleitungen verliefen oberirdisch an Masten aufgehängt.
 

1953/54 erfolgte der Bau einer neuen MW-Sendeanlage in "Klagenfurt-See". Als Standort wurde wegen der günstigen Bodenleitfähigkeit das sumpfige Ufer des Wörthersees gewählt. Der erste 25 kW-Sender sendete ab 18. Juli 1954 das 1. (regionale) Programm auf 728 kHz. Das 2. (nationale) Programm wechselte zunächst vom 200 Watt-Kleinsender auf den alten 7 kW-Sender, der es auf der im Kopenhagener Wellenplan zugewiesenen Frequenz 1475 kHz ausstrahlte. Nachdem der Sender Graz-St. Peter im Sommer die Frequenz 584 kHz verließ, wurde der Sender Klagenfurt St. Peter am 1. November 1955 auf diese Frequenz umgestimmt, welche für ein gebirgiges Terrain wesentlich günstigere Ausbreitungseigenschaften besitzt.

1957 wurde in "Klagenfurt-See" ein zweiter 25 kW-Sender in Betrieb genommen und damit der alte Senderstandort in St. Peter endgültig stillgelegt.

Ab dem 1. Oktober 1957 erfolgte die Ausstrahlung von "Österreich 1" aus auf 584 kHz, von "Österreich Regional" auf 728 kHz. Am 5. September 1977 wurde die Ausstrahlung von "Österreich Regional" auf Mittelwelle beendet. Am 1. März 1984 kam es auch zur Abschaltung des Senders auf 585 kHz. Die beiden je 120 m hohen Sendemasten wurden etwas später abgetragen. Das Sendergebäude dient heute dem "Kinomuseum Klagenfurt" als Heimstatt.


1953 - Der Aufbau des UKW-Sendernetzes

letzte Änderung: 17.05.2016

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