Der Sender Wendelstein



Der 1838 hohe Wendelstein ist ein markanter Berg des Mangfallgebirges in den Bairischen Alpen knapp 55 km südöstlich von München. Seit 1912 fährt die älteste Zahnradbahn in den deutschen Alpen von Brannenburg/Inntal aus hinauf zum Bergbahnhof auf 1723 m Höhe. Seit 1970 führt von Bayrischzell im Leitzachtal an der Südseite des Berges eine Großkabinen-Seilbahn bis in etwa 1750 m Seehöhe.
Kurz vor dem 2. Weltkrieg errichtete die
deutsche Luftwaffe auf dem Gipfel des Wendelsteins im wesentlichen aus militärischen Überlegungen heraus ein Sonnenobservatorium, das 1941 seinen Betrieb aufnahmen. Seit Übergabe der Anlagen von den amerikanischen Behörden an den bayerischen Staat - bis 1949 - wurde das Sonnenobservatorium um eine Sternwarte erweitert. Die Einrichtungen werden von der Ludwig-Maximilans-Universität in München genutzt und stetig ausgebaut.
Link: http://www.wendelstein-observatorium.de
Geschichte der Sendestation
Am 3. Januar 1950 nahm der "Bayerische Rundfunk" auf dem Wendelstein eine UKW-Sendestation in Betrieb. Zur Unterbringung des Senders wurden 2 Zimmer des Berghotel angemietet. Um 13.30 Uhr wurde der 1 kW-Sender (effektive Strahlungsleistung 5 kW) auf 88,5 MHz eingeschaltet. Kurze Zeit später erfolgte ein Frequenzwechsel auf 88,9 MHz und infolge der Neuordnung der UKW-Frequenzen durch das "Europäische Rundfunkabkommen Stockholm 1952" am 1. Juli 1953 schließlich auf 90,0 MHz. Gesendet wurde das 2. Programm des Bayerischen Rundfunks. Wegen der großen Höhe beträgt die Reichweite von diesem Sendestandort etwa 200 km.
Am 15. März 1954 verpachtete der Henkel-Konzern als Grundbesitzer am Wendelstein jenes Grundstück knapp unterhalb des Gipfels, auf dem dann der Antennenmast errichtet wurde, an den Bayerischen Rundfunk. Als eine Gegenleistung musste im ersten Werbespot der deutschen Fernsehgeschichte 1956 für "Persil" geworben werden.
Am 6. November 1954 wurde hier der erste weit reichende TV-Sender Bayerns (10 kW Bild, 2 kW Ton; Effektive Strahlungsleistung 100/20 kW) auf Kanal 10 (urspr. Plan Kanal 2) in Betrieb genommen. Nach Errichtung der neuen Sendeanlage erfolgte die Leistungserhöhung des UKW-Senders auf 100 kW (effektive Strahlungsleistung). Es wurde auch ein UKW-Sender für das 1. Programm, das zuvor nur auf Mittelwelle zu empfangen war, auf 93,6 MHz mit 100 kW Leistung in Betrieb genommen.
1961 erfolgte wiederum in Stockholm eine Neukoordination der UKW-Frequenzbelegung, in deren Folge die Frequenzen am Wendelstein auf 93,7 MHz für das 1. Programm und 89,5 MHz für das 2. Programm geändert wurden.
1964 entstand auf dem Wendelstein der heutige, 55 m hohe Antennenmast.
Der Bayerische Rundfunk sendete ab dem 31. Oktober 1964 ein 3. Hörfunkprogramm, zunächst aber nur über UKW-Sender in Ismaning und Dillberg. Das 3. Programm lief zunächst als Gastarbeiterprogramm und wurde am 1. April 1971 zur Service- und Popwelle Bayern 3. Dafür wurde auch der Sender am Wendelstein mit einem dritten Sender aufgerüstet, der Bayern 3 auf 98,5 MHz ausstrahlte, zunächst allerdings nur mit 35 kW ERP.
Am 4. Oktober 1984 startete das 4. Hörfunkprogramm Bayern 4 Klassik, das ein Jahr später zum Vollprogramm ausgebaut wurde. Vom Wendelsein wurde BR 4 anfänglich auf 103,3 MHz mit nur 5 kW ERP ausgestrahlt. Erst 1986 wechselte man auf 102,3 MHz und erhöhte die Sendeleistung auf 100 kW.
In allen vier Hörfunkprogrammen wurde 1989 das Radio-Daten-System (RDS) eingeführt.
Seit 1988 wird vom Wendelstein auf 105,7 MHz gesendet, und zwar zunächst das Gastarbeiterprogramm mit einer Leistung von 2 kW ERP. Am 6. Mai 1991 startete als letztes Hörfunkprogramme das Nachrichtenprogramm B 5 aktuell. Die Sendeleistung am Wendelstein auf 105,7 MHz wurde aber erst gegen Ende 1992 auf 100 kW erhöht..
Am Tag der Offenen Tür am 3. Oktober 2004
Anlässlich des 50. Jahrestages der Inbetriebnahme des Fernsehsenders fanden am 2. und 3. Oktober 2004 (etwas vorverlegt, da im November der Wendelsteingipfel schon tief verschneit wäre) Tage der offenen Tür in der Sendeanlage am Wendelstein statt. Dabei entstanden nachfolgende Bilder.

Auffahrt zum Wendelstein mit der Seilbahn von Osterhofen bei Bayrischzell aus.

Der 55 m hohe Sendemast steht unmittelbar neben der Sternwarte am Gipfel. Ein 210 m langer Kabelkanal (orange) verbindet das Stationsgebäude mit dem Antennenmast.

Der Senderraum im Stationsgebäude beherbergt Sender für 5 analoge Rundfunk- und ein analoges TV-Programm sowie über einen Sender zur Ausstrahlung eines DAB-Programmpaketes.

Die UKW-Sender mit je 10 kW Ausgangsleistung (für jeweils 100 kW effektive Strahlungsleistung) für die 5 Programme des Bayerischen Rundfunks sind aus Gründen der Betriebssicherheit jeweils doppelt vorhanden.

Der analoge TV-Sender für die Ausstrahlung von "Das Erste" auf Kanal 10 ist ebenfalls doppelt vorhanden. Die Leistung beträgt für das AM-Bildsignal 10 kW und die FM-Tonkanäle 0,5 bzw. 0,2 kW, was einer theoretischen effektiven Strahlungsleistung (ERP) von 100/5/2 kW entspricht. Dieser Sender wurde in der Nacht vom 29. auf 30. Mai 2005 auf Digitalbetrieb (DVB-T) umgeschaltet, wobei 3 Programme mit 25 kW ERP ausstrahlen werden. Zusätzlich wurden am Wendelstein 5 DVB-T-Sender für je 100 kW ERP installiert, womit seit 30. Mai 2005 vom Wendelstein insgesamt 21 digitale TV-Programme abgestrahlt werden.

Der DAB-Sender strahlt ein Programmpaket mit 9 Programmen auf Kanal 12D (0,5 kW ERP).

Vom Sendekontrollraum aus wird das gesamte Sendernetz des Bayerischen Rundfunks überwacht.

Über einen steilen, aber gut gesicherten "Panoramaweg" geht es etwa 100 Höhenmeter hinauf zum Gipfel. Unten im Tal liegt Bayrischzell.
Knapp neben der Sternwarte steht der 55 m hohe und 1964 errichtete Sendemast - eine Stahlrohrkonstruktion auf einem Betonsockel.
Ganz oben (52 m Höhe) befanden sich zum Zeitpunkt der Aufnahme Antennen für die Ausstrahlung von ZDF (Kanal 34, 400 Watt ND) und Bayerischem Fernsehen (Kanal 48, 400 Watt ND) für die umliegenden Talschaften, darunter befinden sich Antennen für die Ausstrahlung des TV-Signals auf Kanal 10 (100 kW ERP), dann folgen Antennen für die DAB-Ausstrahlung auf Kanal 12D (0,5 kW ERP), dann die großen Antennenfelder für die UKW-Sender (25 m Höhe, 5 x 100 kW ERP) und darunter noch einmal Antennen für TV auf Kanal 10 (4 Antennenreihen wurden von ganz oben nach unten versetzt, um Platz für Antennen für die künftige DVB-T-Ausstrahlung im UHF-Bereich zu schaffen). Die analogen TV-Sender auf den 34 und 48 wurden im November 2004, jener auf Kanal 10 am 31. Mai 2005 abgeschaltet und auf den Kanälen 10, 34, 35, 48, 56 und 66 begann die digitale Ausstrahlung von insgesamt 21 TV-Programmen.
Im November 2004 wurde jener Teil des Stahlrohrmastes abgetragen, der oberhalb der DAB-Antennen liegt, um Platz für eine UHF-Antenne in einem Zylinder aus Glasfaser verstärktem Kunststoffzylinder zu schaffen. Die neue Antenne wurde in 3 Teilen am 12. April 2005 mittels eines Hubschraubers auf den Berg geflogen und montiert.
Am 8. Juli 2009 ging auf Kanal 54 ein weiteres Programmpaket in Betrieb, wobei es sich um eine Verlegung von Kanal 10 handelte, der am 15. Juli 2009 abgeschaltet wurde.

Der Antennemast steht auf 1828 m Seehöhe an der Südflanke des Gipfels des Wendelsteins.

Gleich darunter steht noch eine Empfangsanlage, deren Antennen zur Kontrolle anderer Sender des Bayerischen Rundfunks dienen.
Der Wendelsteingipfel im September 2006:

Die DVB-T-Sendeantennen für den UHF-Bereich befinden sich in einem großen Zylinder auf Glasfaser verstärktem Kunststoff, der im April 2005 auf den bestehenden Stahlrohrmast aufgesetzt wurde. Etwa 100 m unterhalb des Gipfels befindet sich, an den Fels geschmiegt, das Stationsgebäude der Sendeanlage des Bayerischen Rundfunks (erkenntlich an den Parabolantennen am Dach. Antennenmast und Stationsgebäude sind durch einen 210 m langen Kabelkanal verbunden, der teilweise oberirdisch verläuft (schräg im Fels erkennbar).
 
letzte Änderung: 23.07.2022

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