Die Tropenbänder |
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Ein wenig bekannter, weil hierzulande
wenig genutzter Wellenbereich erstreckt sich vom MW-Band bei 1610 kHz und dem
49m-Kurzwellenband bei 5950 kHz. Die geringe Nutzung bei uns lag darin begründet, dass tagsüber keine zuverlässige Raumwellenausbreitung
erfolgt und mit der Bodenwelle nur geringe Reichweiten möglich sind - geringer
als im MW-Band. Nachts gibt es zwar eine zuverlässige Raumwellenausbreitung; sie
ist aufgrund der Reflexionseigenschaften an der Ionosphäre aber in ihrer
Reichweite deutlich geringer als in den klassischen Kurzwellenbändern ausgeprägt.
Rundfunksendungen für den Nahbereich auf Frequenzen unter 30 MHz waren in Europa der Lang- und
Mittelwelle vorbehalten. |
Dieser Plan zeigt in Orange die von der Internationalen Fernemeldeunion ITU
definierte Tropenzone, in denen eine Verwendung der Kurzwellen-Tropenbänder
gestattet ist. Zwar verwenden auch einige Stationen außerhalb der gezeigten Zone
Frequenzen in einem der Tropenbänder, doch meist inoffiziell. Lediglich ein Teil
des 75m-Bandes (3950-4000 kHz) ist für die allgemeine Verwendung in den Zonen 1
und 3 offiziell freigegeben.
Allgemeines zur Karte:
Von der ITU ist die Erde in 3 administrative Zonen unterteilt. In jeder
Zone gelten jeweils einheitliche Standards in der Frequenznutzung und in der
Sendetechnik. Die Buchstaben A, B und C geben jene Zonen an, in denen
unterschiedliche Mindestfeldstärkepegel für den AM-Rundfunk gelten. Die Zone B
weist die feuchtheißen Gebiete entlang des Äquators aus, in denen aufgrund der
größeren statischen Störungen eine höhere Mindestfeldstärke erforderlich ist.
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In den Tropenzonen der Erde ergeben sich in der Nutzung dieses
Wellenbereiches jedoch einige Vorteile. Dort ist aufgrund der ständigen und zahlreichen
Blitzentladungen die störungsfreie Reichweite der MW deutlich reduziert. Der
Einsatz starker MW-Sender erscheint damit wenig ökonomisch. Die auf Bereiche bis
wenige 100 km beschränkte Reichweite der langen Kurzwellenfrequenzen bietet
eine Alternative, um mit nur einem Sender ein großes Gebiet bzw. sogar ein ganzes Land zumindest nachts
zuverlässig versorgen zu können. Tagsüber stehen die etwas niederen und weltweit
genutzten
Kurzwellenbänder (49m- und 41m-Band) zur Verfügung.
Wegen der vornehmlichen Nutzung des Bereiches 1610 bis etwa 5500 kHz in den Tropen
für Rundfunk nennt man dieses Spektrum Tropenband. Eigentlich sind es aber nur
vier in diesem Frequenzspektrum definierte Bereiche, die von der Internationalen
Fernmeldeunion für Rundfunknutzung in der tropisches Zone - das ist im
Wesentlichen das durch die beiden Wendekreise bestimmte Gebiet der Erdoberfläche
- gewidmet wurden, und von denen aber nur zwei - das 90m- und 60m-Band -, größere
Bedeutung haben. |
Die Nutzung der Tropenbänder (1962)
Band |
120m |
90m |
75m *) |
60m |
Frequenzbereich [kHz] |
2300-2498 |
3200-3400 |
3900-4000 |
4750-5060 |
Anteil der Stationen (1962) |
7% |
22% |
9% |
49% |
13% der Stationen senden auf Frequenzen außerhalb der offiziell
zugewiesenen Rundfunkbänder |
*) nur in Zone 1 & 3 dem
Rundfunk zugewiesen, von 3950 bis 4000 kHz auch außerhalb der Tropenzone |
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Die Nutzung der Tropenbänder erlebte in den
1970er-Jahren einen Höhepunkt mit über 1000 Radiostationen. Seither geht die
Nutzung dieses interessanten Wellenbereichs stark zurück. Die Gründe
liegen hauptsächlich in der immer besseren Versorgung mit UKW- und
Satellitenrundfunk. Die UKW-Sendetechnik und die Satellitenempfangtechnik
ist heute preisgünstig und anspruchslos im Betrieb. In Afrika kommt die generelle Unterentwicklung dazu. Für
die Sendetechnik ist kein Geld
vorhanden. Zudem wird ländlichen Gebieten,
die bisher auf Rundfunk via Kurzwelle angewiesen waren, kaum eine
wirtschaftliche Bedeutung beigemessen, wodurch auch die Rundfunkversorgung
vernachlässigt wird. |
Der weltweit führende Spezialist im
Tropenbandrundfunk Anker Petersen beschrieb 2003 in einen
Vortrag zur Lage dieses Wellenbereichs. Im Abdruck erschien der
Vortrag im "Radio-Kurier" 13-14/2004. Demnach sollten bis 2014 fast alle Sender
in den Tropenbändern verschwunden sein. Tatsächlich war 2017 noch etwa ein
Zehntel des Höchststandes vorhanden. |
Die Entwicklung der Anzahl der Rundfunkstationen auf
den Tropenbändern
Quelle:
Anker Peterson 16. August 2003 sowie eigene
Auswertungen (für 1947, 1952, 1962, 2010 und 2017)
Region |
1947 |
1952 |
1962 |
1973 |
1985 |
1997 |
2003 |
2010 |
2017 |
Zentral- und Westafrika |
2 |
4 |
54 |
102 |
76 |
40 |
26 |
14 |
7 |
Südliches Afrika |
12 |
22 |
62 |
57 |
39 |
33 |
9 |
5 |
11 |
Mittlerer Osten |
2 |
1 |
5 |
9 |
41 |
1 |
- |
- |
- |
Indischer Subkontinent |
6 |
34 |
40 |
62 |
45 |
45 |
36 |
29 |
15 |
Südostasien |
2 |
2 |
22 |
40 |
29 |
21 |
7 |
3 |
1 |
Indonesien |
10 |
31 |
49 |
171 |
105 |
65 |
19 |
11 |
4 |
China/Taiwan/Mongolei |
- |
- |
31 |
119 |
110 |
75 |
44 |
19 |
19 |
UdSSR/GUS |
- |
6 |
29 |
61 |
59 |
47 |
21 |
4 |
6 |
Ferner Osten |
- |
4 |
8 |
38 |
28 |
28 |
17 |
9 |
8 |
Papua Neuguinea |
- |
- |
1 |
17 |
20 |
20 |
20 |
18 |
4 |
Australien/Neuseeland/Pazifik |
- |
2 |
9 |
10 |
4 |
13 |
7 |
9 |
3 |
Zentralamerika/Mexiko |
2 |
5 |
10 |
21 |
23 |
24 |
17 |
2 |
1 |
Karibik |
3 |
4 |
33 |
29 |
3 |
3 |
4 |
3 |
3 |
Nordwestliches Südamerika |
42 |
54 |
69 |
98 |
41 |
19 |
5 |
2 |
2 |
Ecuador |
5 |
13 |
71 |
47 |
33 |
22 |
13 |
4 |
- |
Peru |
- |
- |
34 |
78 |
69 |
78 |
53 |
26 |
5 |
Bolivien |
- |
- |
6 |
35 |
42 |
25 |
15 |
21 |
2 |
Brasilien |
3 |
20 |
70 |
107 |
87 |
67 |
50 |
33 |
19 |
Südliches Südamerika |
- |
1 |
1 |
5 |
2 |
1 |
- |
- |
- |
Total |
89 |
203 |
604 |
1106 |
856 |
627 |
363 |
212 |
110 |
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Allgemeines zum Empfang auf den Tropenbändern in Europa |
In Europa bereitet der Empfang auf den Tropenbändern
einige Schwierigkeiten, wodurch die Erwartungen bescheiden bleiben müssen. Die
Signale sind oft sehr schwach und unregelmäßig, was in der meist geringen
Sendeleistung der Stationen begründet ist. Zudem wird das Signal vorzugsweise
steil abgestrahlt, um durch eine Reflexion an der Ionosphäre möglichst nahe am
Senderstandort eine gute Versorgung des in der Regel regionalen Zielgebietes zu
erreichen. Daher dringen nur kleine Mengen der ohnehin geringen Sendeenergie bis
in unsere Breiten durch. Überdies wird dieser Wellenbereich außerhalb der
Tropenzone durch andere
Funkdienste genutzt, welche erhebliche Störungen verursachen. |
QSL-Karte von Radio Bujumbura
(Burundi; 3.300 kHz, 1981) |
QSL-Karte von Capital Radio Transkei (ehem. quasi selbstständiges
Homeland
in Südafrika; 3.930 kHz, 1982) |
QSL-Karte von Radio Tachira (Venezuela; 4.820 kHz, 1982)
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letzte
Änderung: 15.06.2017 |