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In Deutschland bestanden drei große Rundfunk-Langwellensender. Zwei davon hatten Sendemasten, die nur wenig niedriger waren als das höchste Bauwerk Deutschlands, der Fernsehturm am Alexanderplatz in Berlin mit 368 m. | |||||||||||||||
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Donebach bei Buchen, Odenwald, 153 kHz | |||||||||||||||
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Nach dem 2. Weltkrieg wurde Deutschland keine
Langwellenfrequenz zugeteilt. Dennoch nahm bald die DDR einen LW-Sender in
Königs Wusterhausen unter dem traditionsreichen Titel "Deutschlandsender" in Betrieb.
Die Mitglieder der ARD erteilten in der Folge dem NWDR den Auftrag, ein
bundesweites Radioprogramm zu produzieren. Am 1. Oktober 1952 gelang es dem NWDR nach
längeren Verhandlungen, die widerrufliche Genehmigung der britischen
Militärbehörde zur Errichtung eines Langwellensenders. Nach
Versuchssendungen ab 18. Januar 1953 ging am 8. Mai 1953 bei Hamburg ein 20 kW-Sender
(etwas später auf 35 kW verstärkt) in Betrieb, der aus Mangel an freien Frequenzen am untersten Ende des Langwellenbandes auf 151 kHz
angesiedelt wurde. Bis zum 1. Mai 1956 wurde täglich in den Abendstunden
(19.00 bis 24.00 Uhr) ein
Versuchsprogramm ausgestrahlt, das aus dem Abspielen von Bändern mit
Unterhaltungsmusik bestand. Der Betrieb des "Deutscher Langwellensenders"
als Gegenpol zum "Deutschlandsender" des DDR-Rundfunks erfolgte ab 1956 in
der Zeit von 16.00 bis 24.00 Uhr. Bemerkenswert war, dass der LW-Sender in Hamburg sein
Programm aus bandbreitentechnischen Gründen in einer AM-kompatiblen
Einseitenbandmodulation ausstrahlte. Im Jahre 1960 wurde per Bundesgesetz die eigenständige Bundesanstalt des öffentlichen Rechts (Rundfunkanstalt) "Deutschlandfunk" (DLF) mit Sitz in Köln gegründet. Damit erlosch der Auftrag der ARD an den NDR, den "Deutschen Langwellensender" zu betreiben. Die Langwelle wurde dem "Deutschlandfunk" übergeben, der am 1. Januar 1962 mit der Ausstrahlung eines deutschsprachigen Hörfunkprogramms begann. Im Dezember 1962 erfolgte eine Verlegung der Langwelle von Hamburg nach Mainflingen bei Frankfurt, wo schon ein Sendezentrum der Deutschen Bundespost für den Lang- und Längstwellenfunk bestand. Über eine behelfsmäßige Sendeanlage wurde das Programm des Deutschlandfunks mit 25 kW, später 50 kW ausgestrahlt. Im März 1967 wurde das Provisorium in Mainflingen durch den Sender Donebach im Odenwald abgelöst. Diese Sendeanlage arbeitete anfänglich mit einer Sendeleistung von 70 kW. Die Antenne bestand aus einem 200 m hohen Mittelmast, um den weitere 3 je 200 m hohe Masten aufgestellt waren. Die Mastspitzen waren mit Seilen verbunden und bildeten einen dreifach gefaltete Unipol, der eine sehr günstige Abstrahlcharakteristik mit Rundstrahlung ergab. Die Frequenz blieb weiter 151 kHz. Die hervorragenden Abstrahlungseigenschaften der Antenne führten jedoch zu Störungen des rumänischen Langwellensenders Brasov auf 155 kHz, welcher jedoch im gleichen Jahr (1967) seine Sendeleistung von 150 kW auf 1200 kW erhöhte, was sich wiederum auf den Versorgungsbereich des Senders Donebach sehr ungünstig erwies. In der Folge musste 1971 der Sender in Donebach für den einen notwendigen Umbau der Antenne wieder abgeschaltet und durch das 50 kW-Provisorium in Mainflingen ersetzt werden. Am 1. Juli 1972 konnte die neue und auf 250 kW verstärkte Anlage in Donebach wieder den regulären Sendebetrieb aufnehmen. Die Interferenzen mit Rumänien konnten nur durch eine Ausblendung in Richtung Südost (103°) erreicht werden, wozu als Antenne 2 je 200 m hohe Masten in einem Abstand von 650 m (= 1/3 der Wellenlänge) dienten (+ Dachkapazität aus jeweils 9 je 150 m langen Kupferhohlseilen, die zur Verhinderung von Eisansatz elektrisch beheizbar waren). Durch die starke Ausblendung nach Südosten war das Signal jedoch in großen Teilen Bayerns nur schwach, verzerrt und gestört zu empfangen. 1975 wurde in Genf dem "Deutschlandfunk" die Frequenz 153 kHz mit max. 500 kW tags und 250 kW nachts offiziell zugeteilt. 1981/82 wurde unter teilweiser Verwendung der alten Mastteile die heutige Antennenanlage errichtet und am 23. Oktober 1982 in Betrieb genommen. Am 1. Februar 1986 erfolgte die im Genfer Wellenplan festgelegte Frequenzänderung von 151 kHz auf 153 kHz. Damit und durch die Leistungserhöhung auf 500 kW wurde wieder das Gleichkanalproblem mit Rumänien akut. Die neue Antenne besteht wieder aus 2 Masten, wovon der südöstliche Mast zur Erreichung einer Ausblendung dient (Tag 500 kW, 90°-130°: 3 dB Ausblendung, Nacht: 250 kW, 90°-130°: 11 dB Ausblendung). Die Speisung der beiden je 363 m hohen Gittermasten erfolgt in 300 m Höhe über 3 Pardunen (Dachkapazität), womit ein gefalteter Monopol entsteht. 1997 erfolgte eine aufwändige Renovierung der Sendeanlage, wobei zeitweise der alte 100-kW-Sender in Königs Wusterhausen zum Einsatz kam (heute Deutsches Rundfunkmuseum, siehe weiter unten). 2008 wurde der Sender erneuert (Transradio TRAM/P 500L), um für das geplante Digitalformat DRM gerüstet zu sein. Dieses setzte sich am Markt aber nicht durch. Da der "Deutschlandfunk" in vielen Regionen auf UKW verbreitet wird und für mit UKW schlecht versorgte Gebiete alternative Empfangswege (DAB, Internet) zur Verfügung stehen und zudem immer mehr Radiogeräte keine Langwelle empfangen können, wurde entschieden, die Ausstrahlung auf Langwelle mit 31. Dezember 2014 zu beenden. Die Masten wurden am 2. März 2018 gesprengt. |
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Zehlendorf bei Oranienburg, ca. 30 km nördlich von Berlin, 177 kHz | |||||||||||||||
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In Zehlendorf bei Oranienburg, etwa 30 km
nördlich von Berlin, bestand schon ab 1936 eine Anlage mit dem Namen
"Rehmate" mit 13 Kurzwellensender, die jedoch 1945 von den Sowjets demontiert wurden. 1952 beschloss man, auf dem Gelände in Zehlendorf eine leistungsstarke LW-Sendeanlage zu errichten, da die bislang verwendete Anlage in Königs Wusterhausen mit 100 kW eine nur unzureichende Versorgung erbrachte. 1956 begannen die Bauarbeiten. Man installierte bis Juli 1958 3x250 kW-Sender des VEB Funkwerk Köpenick. Die ersten Testsendungen wurden im Juli 1958 ausgestrahlt. Die ursprüngliche Deutschlandsender-Frequenz 191 kHz wurde Deutschland bei der Kopenhagener Wellenkonferenz 1948 entzogen. Der neuen "Deutschlandsender" sendete daher auf 185 kHz und löste ab 29. September 1959 damit die Anlage in Königs Wusterhausen ab (siehe unten). Zunächst wurde mit nur 500 kW gesendet. Die dafür benützte Dreieck-Flächenantenne war in ihrer Art zumindest im Langwellenbereich ziemlich einzigartig. Zwischen 3 je 150 m hohen und im Abstand von 300 m stehenden Masten (im Bild vorne) waren 3 T-Antennen gespannt, deren Speiseleitungen zu einem gemeinsamen in der Mitte liegenden Einspeisepunkt nieder führten. Diese Antenne bildete somit einen auf der Spitze stehenden Kegel und konnte auf der Frequenz von 177 kHz mit 500 kW Leistung belastet werden. Der Einsatz auf anderen Langwellenfrequenzen war bis 250 kW Leistung möglich. Diese Dreieck-Flächenantenne wurde im März 2007 samt Masten abgebaut. Offizieller Sendebeginn mit 750 kW war am 1. August 1962. Der mittlerweile fertig gestellte 351 m hohe Antennenmast war 1962 das höchste europäische Bauwerk. Die eigentliche Antenne bildete jedoch eine aus 12 strahlenden Elementen gebildete Doppelreuse mit 346,5 m Höhe und 360 m Durchmesser. Die Reuse wurde zum einen durch 12 Abspannseile, die von einer Höhe von 350 m zur Erde führten, gebildet. Zum anderen zweigten von diesen Abspannseilen in einer Höhe von 175 m Antennendrähte ab und führten zu einem Ring knapp oberhalb des Mastfußes, wo die Einspeisung erfolgte. Dieser Mast stürzte am 18. Mai 1978 ein, als eine sowjetische Mig-21 in ein Halteseil flog (Das Flugzeug kam dadurch auch zum Absturz). Die UdSSR erklärte sich als Schadensverursacher bereit, einen neuen Sendemasten zu errichten. Ein Teil der aus aus der Sowjetunion angelieferten Mastteile ging jedoch jedoch verloren, wodurch der Mast mit 360 m kürzer als geplant ausfiel. Am 7. Oktober 1979 wurde der Mast in Betrieb genommen (im Bild hinten links). 1972 erfolgte aus politischen Gründen eine Umbenennung des Programms von "Deutschlandsender" in "Stimme der DDR". Neben den Rundfunksendungen gelangten auch Daten der DDR-Seereederei in Phasenmodulation zur Ausstrahlung. Mit dem Sender konnte jedoch keine genügende Entkoppelung von der Amplitudenmodulation erzielt werden, wodurch die Datenübertragungen ein leises Grummeln verursachten. Zur Vermeidung umgekehrter Rückwirkungen der Amplitudenmodulation auf die Datensignale wurde der Bereich des Tonsignals unter 200 Hz unterdrückt, was zu einem sehr blechernen Klang führte. Die DDR-Langwelle wechselte nach den Festlegungen des Genfer Wellenplanes 1978 auf 182 kHz. Trotz der bis 35 dB bezifferten Ausblendung des nur 600 km entfernten Gleichkanalsenders in Felsberg bei Saarlouis (Europe 1) kam es im Versorgungsgebiet zu starken Interferenzen. Eine Lösung fand man, indem beide Stationen am 15. Dezember 1980 ihre Frequenz um jeweils 3 kHz änderten: Zehlendorf-Oranienburg auf 179 kHz und "Europe 1" auf 185 kHz. Entsprechend den Genfer Abmachungen erfolgte am 1. Februar 1986 dann noch eine leichte Frequenzverschiebung auf die gegenwärtigen 177 kHz. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde aus der "Stimme der DDR" zunächst "DS-Kultur", wobei eine Auflassung der Anlage in Zehlendorf in Erwägung gezogen wurde. Zunächst kam aber weiter der LW-Sender von 1946 in Königs Wusterhausen mit 100 kW auf 171 kHz zum Einsatz. Ab 1992 wurde aber wieder nach Zehlendorf gewechselt, wobei zuerst mit 250 kW und ab 1994 mit 100 kW gesendet wurde. Am 1. Januar 1994 entstand aus "DS-Kultur" und "RIAS Berlin" das "DeutschlandRadio Berlin". Ab dem 2. Januar 1997 kommt aus Zehlendorf wieder die volle Leistung von 500 kW. Am 30. März 1999 ersetzten zwei neue 250-kW-Transistorsender von "Transradio" (ehem. Telefunken) die Sender aus den 1950er Jahren. Auf dem Gelände in Zehlendorf entstand 2000 als Ersatz für mehrere aufgelassene MW-Standorte im Raum Berlin auch ein 129 m hoher MW-Sendemast mit Reusenantenne. Zunächst kam damit auf 603 kHz Mittelwelle ein 50 kW-Sender zum Einsatz, über den später die "Stimme Russlands" mit 20 kW ausgestrahlt wurde. Vom 7. November 2001 bis zum 4. April 2003 wurde von diesem Standort auch "Megaradio" auf MW 693 kHz mit 250 kW ausgestrahlt. Die Sendungen mussten infolge Insolvenz der Station eingestellt werden. Während der Berliner Funkausstellung vom 29. August bis 3. September 2003 wurden auf 693 kHz mit 60 kW DRM-Versuchssendungen mit dem Verschlüsselungssystem HECA ausgestrahlt. Da nach Beendigung der Ausstrahlung der "Stimme Russlands" 2014 kein weiterer Nutzer für die Frequenz 693 kHz gefunden werden konnte, erfolgte im November 2015 die Demontage des erst 2000 errichteten Mastes. Vom 360 m-Mast kamen auch UKW-Sendungen. 2006 wurde der Langwellenssender für DRM ertüchtigt und in der Folge auch dafür eingesetzt. Da sich jedoch DRM nicht etablieren konnte und DRM-Empfänger kaum Verbreitung fanden, wurden die digitalen Ausstrahlungen, die zuletzt nur mehr drei Stunden nachts erfolgten, am 19.09.2012 eingestellt.
Am 19. und 20.03.2007 wurden die drei 150 m
hohen Stahlfachwerkmasten der Dreieckflächenantenne, die bereits seit 2003
nicht mehr im Betrieb war, abgerissen.
Da das "Deutschlandradio" in vielen Ballungsräumen auf UKW verbreitet wird
und für mit UKW schlecht versorgte Regionen alternative Empfangswege (DAB,
Internet) zur Verfügung stehen und zudem immer mehr Radiogeräte keine
Langwelle empfangen können, wurde entschieden, die Ausstrahlung auf
Langwelle mit 31. Dezember 2014 zu beenden.
Am 25. März 2017, um 14 Uhr wurde mit der Sprengung des Hauptmastes das Ende
der Sendestelle Zehlendorf besiegelt. |
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Weitere Bilder von der Sendestelle Zehlendorf: http://www.senderfotos-bb.de/zdorf.htm | |||||||||||||||
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Aholming bei Deggendorf, Niederbayern, 207 kHz | |||||||||||||||
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Die Anlage in Aholming südöstlich von Deggendorf
in Niederbayern begann mit Testsendungen zur Ausstrahlung des
"Deutschlandfunk" im August 1988. Seit Januar 1989
erfolgte der Regelbetrieb auf 207 kHz mit 500 kW (in den letzten Jahren
zeitweise Reduzierung der Sendeleistung auf 250 kW). Die Antennenanlage ist
in gleicher Weise aufgebaut wie jene in Donebach (siehe oben). Die beiden je
265 m hohen Masten stehen in einem Abstand von 483 m (= 1/3 der
Wellenlänge). Wegen der auf gleicher Frequenz sendenden Stationen
Kiew/Ukraine und Azilal/Marokko muss nachts eine relativ starke Ausblendung
in Richtung Osten so wie in Richtung Südwesten erfolgen (Tag: 500 kW,
Rundstrahlung; Nacht: 250 kW, zwischen 80° und 200° 20 dB Ausblendung).
2008 wurde der Sender erneuert (Transradio
TRAM/P 500L), um für das geplante Digitalformat DRM gerüstet zu sein. Dieses
setzte sich am Markt aber nicht durch. Da der "Deutschlandfunk" in vielen
Regionen Deutschlands auf UKW verbreitet wird und für mit UKW schlecht
versorgte Gebiete alternative Empfangswege (DAB, Internet) zur Verfügung
stehen und zudem immer mehr Radiogeräte keine Langwelle empfangen können,
wurde entschieden, die Ausstrahlung auf Langwelle mit 31. Dezember 2014 zu beenden.
Die Masten wurden am 29. März 2018 gesprengt. |
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letzte Änderung: 10.11.2020 |
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