LangweLliges Deutschland



In Deutschland bestanden drei große Rundfunk-Langwellensender. Zwei davon hatten Sendemasten, die nur wenig niedriger waren als das höchste Bauwerk Deutschlands, der Fernsehturm am Alexanderplatz in Berlin mit 368 m.

Donebach bei Buchen, Odenwald, 153 kHz
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Deutschland keine Langwellenfrequenz zugeteilt. Dennoch nahm bald die DDR einen LW-Sender in Königs Wusterhausen unter dem traditionsreichen Titel "Deutschlandsender" in Betrieb. Die Mitglieder der ARD erteilten in der Folge dem NWDR den Auftrag, ein bundesweites Radioprogramm zu produzieren. Am 1. Oktober 1952 gelang es dem NWDR nach längeren Verhandlungen, die widerrufliche Genehmigung der britischen Militärbehörde zur Errichtung eines Langwellensenders. Nach Versuchssendungen ab 18. Januar 1953 ging am 8. Mai 1953 bei Hamburg ein 20 kW-Sender (etwas später auf 35 kW verstärkt) in Betrieb, der aus Mangel an freien Frequenzen am untersten Ende des Langwellenbandes auf 151 kHz angesiedelt wurde. Bis zum 1. Mai 1956 wurde täglich in den Abendstunden (19.00 bis 24.00 Uhr) ein Versuchsprogramm ausgestrahlt, das aus dem Abspielen von Bändern mit Unterhaltungsmusik bestand. Der Betrieb des "Deutscher Langwellensenders" als Gegenpol zum "Deutschlandsender" des DDR-Rundfunks erfolgte ab 1956 in der Zeit von 16.00 bis 24.00 Uhr. Bemerkenswert war, dass der LW-Sender in Hamburg sein Programm aus bandbreitentechnischen Gründen in einer AM-kompatiblen Einseitenbandmodulation ausstrahlte.

Im Jahre 1960 wurde per Bundesgesetz die eigenständige Bundesanstalt des öffentlichen Rechts (Rundfunkanstalt) "Deutschlandfunk" (DLF) mit Sitz in Köln gegründet. Damit erlosch der Auftrag der ARD an den NDR, den "Deutschen Langwellensender" zu betreiben. Die Langwelle wurde dem "Deutschlandfunk" übergeben, der am 1. Januar 1962 mit der Ausstrahlung eines deutschsprachigen Hörfunkprogramms begann.

Im Dezember 1962 erfolgte eine Verlegung der Langwelle von Hamburg nach Mainflingen bei Frankfurt, wo schon ein Sendezentrum der Deutschen Bundespost für den Lang- und Längstwellenfunk bestand. Über eine behelfsmäßige Sendeanlage wurde das Programm des Deutschlandfunks mit 25 kW, später 50 kW ausgestrahlt.

Im März 1967 wurde das Provisorium in Mainflingen durch den Sender Donebach im Odenwald abgelöst.  Diese Sendeanlage arbeitete anfänglich mit einer Sendeleistung von 70 kW. Die Antenne bestand aus einem 200 m hohen Mittelmast, um den weitere 3 je 200 m hohe Masten aufgestellt waren. Die Mastspitzen waren mit Seilen verbunden und bildeten einen dreifach gefaltete Unipol, der eine sehr günstige Abstrahlcharakteristik mit Rundstrahlung ergab. Die Frequenz blieb weiter 151 kHz. Die hervorragenden Abstrahlungseigenschaften der Antenne führten jedoch zu Störungen des rumänischen Langwellensenders Brasov auf 155 kHz, welcher jedoch im gleichen Jahr (1967) seine Sendeleistung von 150 kW auf 1200 kW erhöhte, was sich wiederum auf den Versorgungsbereich des Senders Donebach sehr ungünstig erwies. In der Folge musste 1971 der Sender in Donebach für den einen notwendigen Umbau der Antenne wieder abgeschaltet und durch das 50 kW-Provisorium in Mainflingen ersetzt werden.

Am 1. Juli 1972 konnte die neue und auf 250 kW verstärkte Anlage in Donebach wieder den regulären Sendebetrieb aufnehmen. Die Interferenzen mit Rumänien konnten nur durch eine Ausblendung in Richtung Südost (103°) erreicht werden, wozu als Antenne 2 je 200 m hohe Masten in einem Abstand von 650 m (= 1/3 der Wellenlänge) dienten (+ Dachkapazität aus jeweils 9 je 150 m langen Kupferhohlseilen, die zur Verhinderung von Eisansatz elektrisch beheizbar waren). Durch die starke Ausblendung nach Südosten war das Signal jedoch in großen Teilen Bayerns nur schwach, verzerrt und gestört zu empfangen.

1975 wurde in Genf dem "Deutschlandfunk" die Frequenz 153 kHz mit max. 500 kW tags und 250 kW nachts offiziell zugeteilt. 1981/82 wurde unter teilweiser Verwendung der alten Mastteile die heutige Antennenanlage errichtet und am 23. Oktober 1982 in Betrieb genommen. Am 1. Februar 1986 erfolgte die im Genfer Wellenplan festgelegte Frequenzänderung von 151 kHz auf 153 kHz. Damit und durch die Leistungserhöhung auf 500 kW wurde wieder das Gleichkanalproblem mit Rumänien akut. Die neue Antenne besteht wieder aus 2 Masten, wovon der südöstliche Mast zur Erreichung einer Ausblendung dient (Tag 500 kW, 90°-130°: 3 dB Ausblendung, Nacht: 250 kW, 90°-130°: 11 dB Ausblendung). Die Speisung der beiden je 363 m hohen Gittermasten erfolgt in 300 m Höhe über 3 Pardunen (Dachkapazität), womit ein gefalteter Monopol entsteht.

1997 erfolgte eine aufwändige Renovierung der Sendeanlage, wobei zeitweise der alte 100-kW-Sender in Königs Wusterhausen zum Einsatz kam (heute Deutsches Rundfunkmuseum, siehe weiter unten). 2008 wurde der Sender erneuert (Transradio TRAM/P 500L), um für das geplante Digitalformat DRM gerüstet zu sein. Dieses setzte sich am Markt aber nicht durch.

Da der "Deutschlandfunk" in vielen Regionen auf UKW verbreitet wird und für mit UKW schlecht versorgte Gebiete alternative Empfangswege (DAB, Internet) zur Verfügung stehen und zudem immer mehr Radiogeräte keine Langwelle empfangen können, wurde entschieden, die Ausstrahlung auf Langwelle mit 31. Dezember 2014 zu beenden. Die Masten wurden am 2. März 2018 gesprengt.


Zehlendorf bei Oranienburg, ca. 30 km nördlich von Berlin, 177 kHz
In Zehlendorf bei Oranienburg, etwa 30 km nördlich von Berlin, bestand schon ab 1936 eine Anlage mit dem Namen "Rehmate" mit 13 Kurzwellensender, die jedoch 1945 von den Sowjets demontiert wurden.

1952 beschloss man, auf dem Gelände in Zehlendorf eine leistungsstarke LW-Sendeanlage zu errichten, da die bislang verwendete Anlage in Königs Wusterhausen mit 100 kW eine nur unzureichende Versorgung erbrachte. 1956 begannen die Bauarbeiten. Man installierte bis Juli 1958 3x250 kW-Sender des VEB Funkwerk Köpenick. Die ersten Testsendungen wurden im Juli 1958 ausgestrahlt. Die ursprüngliche Deutschlandsender-Frequenz 191 kHz wurde Deutschland bei der Kopenhagener Wellenkonferenz 1948 entzogen. Der neuen "Deutschlandsender" sendete daher auf 185 kHz und löste ab 29. September 1959 damit die Anlage in Königs Wusterhausen ab (siehe unten). Zunächst wurde mit nur 500 kW gesendet. Die dafür benützte Dreieck-Flächenantenne war in ihrer Art zumindest im Langwellenbereich ziemlich einzigartig. Zwischen 3 je 150 m hohen und im Abstand von 300 m stehenden Masten (im Bild vorne) waren 3 T-Antennen gespannt, deren Speiseleitungen zu einem gemeinsamen in der Mitte liegenden Einspeisepunkt nieder führten. Diese Antenne bildete somit einen auf der Spitze stehenden Kegel und konnte auf der Frequenz von 177 kHz mit 500 kW Leistung belastet werden. Der Einsatz auf anderen Langwellenfrequenzen war bis 250 kW Leistung möglich. Diese Dreieck-Flächenantenne wurde im März 2007 samt Masten abgebaut.

Offizieller Sendebeginn mit 750 kW war am 1. August 1962. Der mittlerweile fertig gestellte 351 m hohe Antennenmast war 1962 das höchste europäische Bauwerk. Die eigentliche Antenne bildete jedoch eine aus 12 strahlenden Elementen gebildete Doppelreuse mit 346,5 m Höhe und 360 m Durchmesser. Die Reuse wurde zum einen durch 12 Abspannseile, die von einer Höhe von 350 m zur Erde führten, gebildet. Zum anderen zweigten von diesen Abspannseilen in einer Höhe von 175 m Antennendrähte ab und führten zu einem Ring knapp oberhalb des Mastfußes, wo die Einspeisung erfolgte. Dieser Mast stürzte am 18. Mai 1978 ein, als eine sowjetische Mig-21 in ein Halteseil flog (Das Flugzeug kam dadurch auch zum Absturz). Die UdSSR erklärte sich als Schadensverursacher bereit, einen neuen Sendemasten zu errichten. Ein Teil der aus aus der Sowjetunion angelieferten Mastteile ging jedoch jedoch verloren, wodurch der Mast mit 360 m kürzer als geplant ausfiel. Am 7. Oktober 1979 wurde der Mast in Betrieb genommen (im Bild hinten links).

1972 erfolgte aus politischen Gründen eine Umbenennung des Programms von "Deutschlandsender" in "Stimme der DDR". Neben den Rundfunksendungen gelangten auch Daten der DDR-Seereederei in Phasenmodulation zur Ausstrahlung. Mit dem Sender konnte jedoch keine genügende Entkoppelung von der Amplitudenmodulation erzielt werden, wodurch die Datenübertragungen ein leises Grummeln verursachten. Zur Vermeidung umgekehrter Rückwirkungen der Amplitudenmodulation auf die Datensignale wurde der Bereich des Tonsignals unter 200 Hz unterdrückt, was zu einem sehr blechernen Klang führte.

Die DDR-Langwelle wechselte nach den Festlegungen des Genfer Wellenplanes 1978 auf 182 kHz. Trotz der bis 35 dB bezifferten Ausblendung des nur 600 km entfernten Gleichkanalsenders in Felsberg bei Saarlouis (Europe 1) kam es im Versorgungsgebiet zu starken Interferenzen. Eine Lösung fand man, indem beide Stationen am 15. Dezember 1980 ihre Frequenz um jeweils 3 kHz änderten: Zehlendorf-Oranienburg auf 179 kHz und "Europe 1" auf 185 kHz. Entsprechend den Genfer Abmachungen erfolgte am 1. Februar 1986 dann noch eine leichte Frequenzverschiebung auf die gegenwärtigen 177 kHz.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde aus der "Stimme der DDR" zunächst "DS-Kultur", wobei eine Auflassung der Anlage in Zehlendorf in Erwägung gezogen wurde. Zunächst kam aber weiter der LW-Sender von 1946 in Königs Wusterhausen mit 100 kW auf 171 kHz zum Einsatz. Ab 1992 wurde aber wieder nach Zehlendorf gewechselt, wobei zuerst mit 250 kW und ab 1994 mit 100 kW gesendet wurde. Am 1. Januar 1994 entstand aus "DS-Kultur" und "RIAS Berlin" das "DeutschlandRadio Berlin". Ab dem 2. Januar 1997 kommt aus Zehlendorf wieder die volle Leistung von 500 kW. Am 30. März 1999 ersetzten zwei neue 250-kW-Transistorsender von "Transradio" (ehem. Telefunken) die Sender aus den 1950er Jahren.

Auf dem Gelände in Zehlendorf entstand 2000 als Ersatz für mehrere aufgelassene MW-Standorte im Raum Berlin auch ein 129 m hoher MW-Sendemast mit Reusenantenne. Zunächst kam damit auf 603 kHz Mittelwelle ein 50 kW-Sender zum Einsatz, über den später die "Stimme Russlands" mit 20 kW ausgestrahlt wurde. Vom 7. November 2001 bis zum 4. April 2003 wurde von diesem Standort auch "Megaradio" auf MW 693 kHz mit 250 kW ausgestrahlt. Die Sendungen mussten infolge Insolvenz der Station eingestellt werden. Während der Berliner Funkausstellung vom 29. August bis 3. September 2003 wurden auf 693 kHz mit 60 kW DRM-Versuchssendungen mit dem Verschlüsselungssystem HECA ausgestrahlt. Da nach Beendigung der Ausstrahlung der "Stimme Russlands" 2014 kein weiterer Nutzer für die Frequenz 693 kHz gefunden werden konnte, erfolgte im November 2015 die Demontage des erst 2000 errichteten Mastes.

Vom 360 m-Mast kamen auch UKW-Sendungen. 2006 wurde der Langwellenssender für DRM ertüchtigt und in der Folge auch dafür eingesetzt. Da sich jedoch DRM nicht etablieren konnte und DRM-Empfänger kaum Verbreitung fanden, wurden die digitalen Ausstrahlungen, die zuletzt nur mehr drei Stunden nachts erfolgten, am 19.09.2012 eingestellt.

Am 19. und 20.03.2007 wurden die drei 150 m hohen Stahlfachwerkmasten der Dreieckflächenantenne, die bereits seit 2003 nicht mehr im Betrieb war, abgerissen.

Da das "Deutschlandradio" in vielen Ballungsräumen auf UKW verbreitet wird und für mit UKW schlecht versorgte Regionen alternative Empfangswege (DAB, Internet) zur Verfügung stehen und zudem immer mehr Radiogeräte keine Langwelle empfangen können, wurde entschieden, die Ausstrahlung auf Langwelle mit 31. Dezember 2014 zu beenden.

Am 25. März 2017, um 14 Uhr wurde mit der Sprengung des Hauptmastes das Ende der Sendestelle Zehlendorf besiegelt.

Weitere Bilder von der Sendestelle Zehlendorf: http://www.senderfotos-bb.de/zdorf.htm
Rückblick nach Königs Wusterhausen:
Der Langwellenrundfunk in Berlin und in Deutschland überhaupt begann am 15. Juni 1916 mit der Inbetriebnahme der militärischen Zentralfunkstation am später so genannten Funkerberg in Königs Wusterhausen südöstlich von Berlin. Nach dem 1. Weltkrieg gelangte die Station an die deutsche Reichspost. Ende 1919 erfolgten die ersten Versuche, Sprach- und Musiksendungen auszustrahlen. Am 29. Oktober 1923 begann schließlich der erste "Unterhaltungsrundfunkdienst" mit regelmäßigen Sendungen über einen 250-Watt-Sender im Vox-Haus in Berlin (auf 400 m = 750 kHz). In den 1920er-Jahren wurde die Station am Funkerberg groß ausgebaut. Der höchste von insgesamt 12 Sendetürmen hatte 243 m (fiel 1972 einem Orkan zum Opfer). Am 7. Januar 1926 ging in Königs Wusterhausen der "Deutschlandsender I" mit 20 kW auf 1300 m (= 231 kHz) in Betrieb. Abgestrahlt wurde das Signal über eine T-Antenne, die zwischen dem 243 m-Turm und einem 210 m-Mast aufgehängt war. Die übrigen Anlagen am Funkerberg dienten zur Ausstrahlung von Kurzwellensendungen sowie Längstwellen-Funkdiensten der Reichspost.

Modell der Sendeanlagen am Funkerberg im Sender- und Funktechnikmuseum in Königs Wusterhausen. Zum Zeitpunkt des größten Ausbaus 1939 bestanden 19 Sendetürme; links die Antennensysteme für die Längstwelle (17 Antennen an 7 Türmen), rechts für die Kurzwelle (12 Antennen an 12 Masten).
Am 20. Dezember 1927 ging in Zeesen, etwa 3 km südlich des Funkerberges, der "Deutschlandsender II" mit 25 kW auf 240 kHz in Betrieb. Als Antenne diente eine zwischen zwei je 210 m hohen Masten ausgespannte Fünffach-T-Antenne, die eine Breite von 12 m hatte. Am 19. Oktober 1928 wurde die Frequenz entsprechend den internationalen Abmachungen auf 182,5 kHz geändert. 1930 wurde die Sendeleistung auf 32 kW, am 30. Mai 1932 noch einmal auf 60 kW erhöht. 1934 erfolgte eine Frequenzänderung auf 191 kHz. In Zeesen entstand in den 1930er-Jahren außerdem das größte Kurzwellen-Sendezentrum des Dritten Reichs mit 10 Sendern und 29 Antennensystemen. Alle Anlagen wurden 1945 als Reparationsleistung in die UdSSR verbracht, die Masten und Gebäude gesprengt.

Am 19. Mai 1939 ging der "Deutschlandsender III" in Herzberg an der Schwarzen Elster mit 500 kW auf 191 kHz in Betrieb. Als Antenne diente ein 325 m hoher abgespannter Mast mit 25 m-Dachkapazität. Diese Anlage erlitt im April 1945 Bombenschäden. Die Reste wurden von den Sowjets 1945 demontiert und gesprengt.


Senderhaus 1 mit Antennen kurz nach Inbetriebnahme 1916

Langwellensender im Senderhaus 3 am Funkerberg

1945 kehrt die Langwelle wieder auf den Funkerberg zurück. Über einen 2,5 kW-Sender wurde ab Juli 1945 auf 283 kHz ein Programm für die russischen Soldaten ausgestrahlt. Im Dezember 1945 folgte die Ausstrahlung des Berliner Rundfunks auf 191 kHz über einen 10 kW-Sender. Trotz großer Probleme (Materialmangel) konnte am 1947 ein neuer, von den Firmen Lorenz und Telefunken aus Restteilen zusammengebauter, 100 kW starker Langwellensender in Betrieb gehen ("Deutschlandsender IV"). Am 1. August 1952 ging ein zweiter Langwellendsender für das Programm des "Deutschlandsenders" in Betrieb. Der ältere Sender diente bis zur Errichtung eines 200 kW-Langwellensenders in Burg bei Magdeburg Anfang der 1960er-Jahre der Ausstrahlung von "Radio Wolga", dem Programm der russischen Streitkräfte in Deutschland. Nach Inbetriebnahme der Anlage in Oranienburg-Zehlendorf 1959 wurde der Sender von 1952 demontiert. Der Sender von 1946 wurde 1963 rekonstruiert, diente als Reservesender für Zehlendorf, und steht heute noch betriebsbereit im Senderhaus 3 am Funkerberg.
 

1995 wurden die letzten Kurzwellensender, 1996 wurde der letzte Mittelwellensender am Funkerberg abgeschaltet und in der Folge die Antennenanlagen abgebaut. Schon 1979 bis 1981 wurden die aus den 1920er-Jahren stammenden hohen Masten der Langwellen-Antennenanlage gesprengt. Nur ein 210 m hoher Mast (Nr. 17) blieb stehen und diente als Träger für die Schrägseilantenne des 100 kW-Langwellensenders. Dieser stellte 1997 endgültig seinen Betrieb ein, nachdem er nicht mehr als Reservesender für Zehlendorf nötig war. Im Sendegebäude 1 wurde das deutsche Sender- und Funktechnikmuseum eingerichtet.


Senderhaus 1, in dem das Sender- und Funktechnikmuseum untergebracht ist.
 
Der Mast 17 in Königs Wusterhausen trägt für die Langwelle eine Schrägseilantenne (im Bild von der Mastspitze nach unten links).
 
Die Daten zu diesem Kurzbericht habe ich von einem Besuch im Sender- und Funktechnikmuseum, das sich seit 1996 im Senderhaus 1 am Funkerberg in Königs Wusterhausen befindet, so wie aus den dort erhältlichen Publikationen

mehr dazu: http://www.senderkw.de

Eine ausführliche Beschreibung fast aller Funkstellen in der ehemaligen DDR und Westberlin findet sich auch im Buch "100 Jahre Funktechnik in Deutschland" von Gerd Klawitter (Hrsg.), Wissenschaft und Technik Verlag, Berlin 1998

Aholming bei Deggendorf, Niederbayern, 207 kHz
Die Anlage in Aholming südöstlich von Deggendorf in Niederbayern begann mit Testsendungen zur Ausstrahlung des "Deutschlandfunk" im August 1988. Seit Januar 1989 erfolgte der Regelbetrieb auf 207 kHz mit 500 kW (in den letzten Jahren zeitweise Reduzierung der Sendeleistung auf 250 kW). Die Antennenanlage ist in gleicher Weise aufgebaut wie jene in Donebach (siehe oben). Die beiden je 265 m hohen Masten stehen in einem Abstand von 483 m (= 1/3 der Wellenlänge). Wegen der auf gleicher Frequenz sendenden Stationen Kiew/Ukraine und Azilal/Marokko muss nachts eine relativ starke Ausblendung in Richtung Osten so wie in Richtung Südwesten erfolgen (Tag: 500 kW, Rundstrahlung; Nacht: 250 kW, zwischen 80° und 200° 20 dB Ausblendung).

2008 wurde der Sender erneuert (Transradio TRAM/P 500L), um für das geplante Digitalformat DRM gerüstet zu sein. Dieses setzte sich am Markt aber nicht durch.

Da der "Deutschlandfunk" in vielen Regionen Deutschlands auf UKW verbreitet wird und für mit UKW schlecht versorgte Gebiete alternative Empfangswege (DAB, Internet) zur Verfügung stehen und zudem immer mehr Radiogeräte keine Langwelle empfangen können, wurde entschieden, die Ausstrahlung auf Langwelle mit 31. Dezember 2014 zu beenden. Die Masten wurden am 29. März 2018 gesprengt.

Mehr Infos und Fotos vom Standort Aholming.

Die Vorgeschichte – Exkurs nach Erching bei München:
Bis etwa 1990 stand in Erching in der Nähe von Hallbergmoos, ca. 20 km nordöstlich von München ein großer Langwellensender. Dieser 1000 kW-Sender (bei Inbetriebnahme der stärkste Sender in Europa) mit Rundstrahlung (1 Mast mit 279 m Höhe und 12 Dachkapazitätsseilen) wurde 1952/53 von den USA errichtet, um auf Langwelle 173 kHz die Sendungen der "Voice of America" nach Osteuropa (in Deutsch, Englisch, Russisch und Polnisch) auszustrahlen. Überdies wurde der RIAS stundenweise übertragen.

Da jedoch auf 173 kHz auch ein 500 kW-Sender in Moskau in Betrieb war, war ein Grund für den Betrieb des Senders Erching auch, den Rundfunkempfang in der UdSSR zu stören. Besonders effektiv dürfte der Betrieb dieses Langwellensenders nicht gewesen sein, denn 1964 wurde der Betrieb eingestellt und die Anlage eingemottet.

1972 begann zudem die Sowjetunion, entlang der Westgrenze mehrere starke Langwellensender auf 173 kHz zu errichten (Minsk, Kaliningrad, Lviv). Neben der Verbesserung der Rundfunkversorgung der UdSSR war ein offensichtlicher Zweck dieser Maßnahme auch, den Empfang des Senders Erching im Zielgebiet unmöglich zu machen. An eine Wiederinbetriebnahme zumindest auf 173 kHz war daher nach 1972 nicht mehr zu denken.

Ab 1979 sollte die Anlage für den Deutschlandfunk genutzt werden. Nach dem Genfer Wellenplan von 1975 war ein Standort in Bayern (nominell Passau-Plattling) auf 209 kHz mit 500 kW koordiniert, jedoch für die Nutzung durch die USA. Diese überließen die Frequenz aber 1978 Deutschland. Ab 1978 wurde versuchsweise von Mainflingen südöstlich von Frankfurt/Main das DLF-Programm mit 15 kW auf 209 kHz gesendet.

Ab dem 4. Juli 1979 sendete der Deutschlandfunk tagsüber von 5.00-19.00 Uhr auch über Erching mit 500 kW auf 209 kHz. Zeitweise gab es auch Sonderprogramme für deutsche Urlauber im europäischen Ausland. Ein Nachtbetrieb war nicht möglich, da der Sender Kiew auf gleicher Frequenz gestört worden wäre.

Die Wiederinbetriebnahme des Senders in Erching verursachte 1979 ziemliches Kopfzerbrechen. Die Amerikaner verwendeten für die Anlage nämlich ausschließlich Bauteile aus den USA, die diverse schaltungstechnische Eigenheiten aufwiesen und mit für Europa ungewöhnlichen Spannungen und mit 60 Hz-Wechselstrom arbeiteten. Die Stromversorgung erfolgte daher völlig autonom durch 2 je 1320 PS starke Dieselaggregate, welche täglich 4500 Liter Heizöl verbrauchten. Es gab keine Verbindung zum öffentlichen Stromnetz.

Die hohen Treibstoffkosten für die Dieselaggregate führten dazu, dass noch 1979 eine Sonderanfertigung eines Transformator bestellt wurde, um einen Anschluss an das öffentliche Stromnetz herstellen zu können. Dies war um so ärgerlicher, als von Anfang an feststand, dass der Sender an diesem Standort nicht mehr lange betrieben werden konnte. Wegen der Gleichwelle mit Kiew hätte für einen Nachtbetrieb ein Reflektormast errichtet werden müssen, was jedoch Empfangsprobleme in Südostbayern ergeben hätte. Zudem stand bereits seit 1974 fest, dass nur 4 km entfernt der neue Großflughafen München gebaut wird. Der hohe Sendemast wäre für die Flugsicherheit nicht vorteilhaft gewesen. Somit begann man 1979 auch schon mit der Suche nach einem neuen Standort, den man in Aholming nahe der Mündung der Isar in die Donau fand.

Nach Inbetriebnahme von Aholming 1989 begann der Abbau der Anlage in Erching. Heute zeugt in Erching nur mehr eine große als Weide genutzte Wiese vom Langwellensender. Die Betriebsgebäude sind ungenutzt.

letzte Änderung: 10.11.2020

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